INTERKULTURELLES EXPERIMENT

Kulturhaus Niederanven, Luxemburg, 2015

„Man muss sich die Verwandlung Gregor Samsas zum Insekt als Befreiung aus den zivilisatorischen Fesseln der konvention und Kontrolle vorstellen. Alles hat ein Preisschild bekommen. Alles passt in irgendeine Kategorie. In wertvoll oder wertlos eingeteilt werden alle Erscheinungen der materiellen Welt, brauchbar oder überflüssig sind ihre Bewohner. Wir sind dem Schematischen längst erlegen…“

So führt Martin Engler, Schauspieler, Regisseur und Hörspielsprecher, bekannt für seine Adaptionen von Dieter Roths Prosa in „Engler sieht Roth“, in sein experimentelles Projekt ein, bei dem sich der Schauspieler selbst, ein Musiker (Ignaz Schick) und zwei Bildende Künstler (Chris Bierl und Julia Rhizoma (Schmid)) auf eine Reise ohne Ziel und Zweck mit Kafkas Tagebüchern begeben und herausfinden werden, dass das Zusammenspiel von Schauspiel, Musik und Bildender Kunst in diesem Fall auch zu erheblichen Verwirrungen durch unterschiedlichste Interpretationen und Perspektiven führen kann, was wiederum in einer kafkaesken Situation endet.

„Man muss sich die Verwandlung Gregor Samsas zum Insekt als Befreiung aus den zivilisatorischen Fesseln der konvention und Kontrolle vorstellen. Alles hat ein Preisschild bekommen. Alles passt in irgendeine Kategorie. In wertvoll oder wertlos eingeteilt werden alle Erscheinungen der materiellen Welt, brauchbar oder überflüssig sind ihre Bewohner. Wir sind dem Schematischen längst erlegen…“

So führt Martin Engler, Schauspieler, Regisseur und Hörspielsprecher, bekannt für seine Adaptionen von Dieter Roths Prosa in „Engler sieht Roth“, in sein experimentelles Projekt ein, bei dem sich der Schauspieler selbst, ein Musiker (Ignaz Schick) und zwei Bildende Künstler (Chris Bierl und Julia Rhizoma (Schmid)) auf eine Reise ohne Ziel und Zweck mit Kafkas Tagebüchern begeben und herausfinden werden, dass das Zusammenspiel von Schauspiel, Musik und Bildender Kunst in diesem Fall auch zu erheblichen Verwirrungen durch unterschiedlichste Interpretationen und Perspektiven führen kann, was wiederum in einer kafkaesken Situation endet.

Alle teilnehmenden Künstler begeben sich in einem sehr konventionellen Kulturhaus in Luxemburg in eine kommunenhafte Campingsituation, entziehen sich jedoch komplett der Kontrolle der Anderen und verkriechen sich samt Kafkas Tagebüchern so in ihr jeweils Inneres, dass am Ende das ganze Spiel zu vereinzelt unabhängigen Spielereien statt zu einem abschließenden Gesamtwerk führt.

Ich frage mich, was das ist, das immer wieder alle Kreative, schreibend oder musizierend oder eben bildend in diese verflixte Situation bringt, stetig mit sich selbst, der Gesellschaft, ihrer Arbeit und dem Leben an sich zu hadern.

Als Erstes baue ich mir in meinem Ausstellungsraum einen Schreibtisch aus ein paar Ziegelsteinen und einer alten Holztür, die ich im Kulturhaus finde.

Fortan richte ich mir mit allem was mich mit Kafka und meinem Atelier zuhause in Berlin verbindet eine Schreib- und Gedankenstube ein und versuche eine Verbindung von Kafka zu mir und von seiner Welt damals zu unserer Welt heute und zu allem was dazwischen liegt herzustellen.

Dann stelle ich durch die Auslage verschiedener mitgebrachter Bücher und mithilfe meiner Kunst Querverbindungen zu anderen Künstlern und Denkern wie Marc Aurel, WOLS, Novalis oder Steffen Popp her, um am Ende zu erahnen, dass das immer bleibende Problem von Denkern mit dem Gefühl von Flucht oder Vertreibung, Entgrenzung oder Heimatlosigkeit auf vielen äußeren und inneren Ebenen zu tun haben könnte oder eben auf der Unfähigkeit oder auch Fähigkeit basiert, sich nicht mit dem Rest der Gesellschaft und deren Konventionen verbinden zu können, zu wollen oder gar zu dürfen.

Im Grunde sind wir alle staatenlos, entwurzelt und vereinzelt.

Ich behaupte, dass Kafka durch den Rückzug in sein Schreiben den Ersten Weltkrieg gar nicht richtig mitbekommen hat, dass Menschen immer einen Weg der Verdrängung finden, so z. B. im Zweiten Weltkrieg, und dass vielleicht demnächst der Dritte Weltkrieg an mir selbst vorbeiziehen könnte, obwohl ich mir stetig Gedanken um unsere Welt mache…mit Kafka gesprochen: „Tanzt ihr Schweine weiter; was habe ich damit zu tun?“